Eurokrise 2.0 ? - Frankreichs Situation und die Folgen für die Geldpolitik

Ist die Situation Frankreichs für die weitere Geldpolitik der EZB problematisch, fragt tageschau.de und schreibt dazu: »Mit Blick auf die Inflationsrate, die derzeit in der Eurozone wieder leicht auf 2,1 Prozent gestiegen ist, gibt es keinen Grund, die Zinsen weiter zu senken. Doch die angespannte Lage in der Grande Nation sowie die weiter heftig schwächelnde Konjunktur in der Eurozone als Ganzes, schreien nach einer Zinssenkung.«

Das heißt im Klartext, die EZB sollte neben der Inflationsrate auch die Wachstumsrate als Orientierung heranziehen und vor allem ihren Werkzeugkasten modernisieren. Entscheidend ist die gesamtwirtschaftliche Lage Europas: eine schwächelnde Konjunktur, Investitionszurückhaltung und zunehmende Spannungen in wichtigen Mitgliedstaaten wie Frankreich. In dieser Situation spricht vieles dafür, das Zinsniveau an das reale Wirtschaftswachstum anzugleichen – also deutlich zu senken. Wie schon vor 10 Jahren, sollte die EZB die Leitzinsen weiter senken und zusätzlich die Geldhorte finanziell unter Druck setzen.

Ein solches Vorgehen wäre geldpolitisch sinnvoll und im Einklang mit marktwirtschaftlichen Prinzipien durchzuführen. Mit einer Gebühr auf liquide Geldbestände – oft als „Umlaufsicherungsgebühr“ oder „Liquiditätsabgabe“ diskutiert – wirkt ein natürlicher Mechanismus: überschüssiges Kapital wird aus der Hortung (der täglichen Verfügbarkeit) gelöst und dem realen Kapitalmarkt zugeführt. Dadurch aktivierte Geldbestände im Volumen von mehreren Billionen Euro stabilisieren das Investitionsniveau und die Beschäftigungslage. Das Nullzins-Niveau ist die Basis einer resilienten Volkswirtschaft.

Europa braucht derzeit vor allem Investitionen in Zukunftstechnologien, Infrastruktur und Bildung. Ein zu hohes Zinsniveau wirkt hier wie eine Bremse und verstärkt die Rezessionsgefahren. Eine Zinssenkung auf das Niveau des Wirtschaftswachstums hingegen würde die Kreditaufnahme erleichtern, die Binnenkonjunktur stärken und der Eurozone als Ganzem neue Wachstumsimpulse geben – ohne die Geldmenge ernsthaft auszuweiten und die Preisstabilität zu gefährden.

Mario Draghis „Whatever it takes“ muss nicht auf Quantität eingeschränkt werden. Eine Gebühr auf die Geldhorte wäre eine adäquate Qualität, und deren Einführung ist Frau Lagarde durchaus zuzutrauen.


Lesen Sie hierzu auch: »Die Wirtschaft braucht Negativzinsen und die Banken eine Geldgebühr«, »Weitere Leitzinssenkungen der EZB nicht ausgeschlossen - was ist mit dem Bargeld?« und »Grundsteuer: Zeitgemäß!« »Stabile Währung durch Haltegebühr auf Geld«.

 

Klaus Willemsen, 12.9.2025

 

Verwendete Quellen:

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/ezb-neue-eurokrise-frankreich-analyse-100.html?utm_source=firefox-newtab-de-de

https://inwo.de/medienkommentare/weitere-leitzinssenkungen-der-ezb-nicht-ausgeschlossen-was-ist-mit-dem-bargeld.html

https://inwo.de/medienkommentare/brauchen-banken-eine-geldgebuehr.html

https://www.grundsteuerreform.net/

www.geldreform.eu/stabile-waehrung-durch-haltegebuehr-auf-geld